Cosmic / Afro

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Cosmic / Afro

Wenn mich jemand fragt was meine Lieblingsmusik oder bevorzugte Musikrichtung ist, entgegne ich meist mit dieser Antwort: “Ich höre eigentlich ziemlich viel unterschiedliches, aber die letzten Jahre war Cosmic/Afro meine Musik!”
Tja, und dann gehts auch schon los: “Cosmic? Was ist denn das?” Und jedes mal habe ich ein Problem diese Musikrichtung jemanden zu erklären. Abgerundet erzähle ich immer: “das ist die Hippie-Generation” der heutigen Zeit 😉 Ich versuche immer zu erklären das es Mixed / World-Music ist, die sich an den unterschiedlichsten Kulturen und Richtungen bedient und dies dann alles gemixed präsentiert. Darunter finden sich: Funk, Afro, Brasil, Reggae, Ragga, Bhangra, Trip-Hop, Big Beat, Carribean, Balkan und Reggaeton bis hin zu Trance und anderer Formen elektronischer Musik. Und am Ende kommt meist noch folgender Satz von mir hinzu:

“Cosmic kann man nicht beschreiben und auch nicht mit ein oder zwei Songs vorstellen. Cosmic muss man mindestens 1-2 Std. am Stück hören. Dann hat man einen Einblick was Cosmic alles ist und sein kann!”

Und selbst dann hat man nur einen sehr groben Überblick, da nahezu jeder DJ eine eigene Herangehensweise besitzt. Viele DJs haben ihren eigenen Stil kreiert in welcher Art und Weise sie Cosmic präsentieren. Zu Cosmic gehört für mich folgendes: ein relativ eintöniger Grundbeat, einprägsame Melodien, relativ Basslastig und immer wieder mit Vocals durchzogen.

Die Ursprünge von Cosmic liegen in Italien der 1970er Jahre. Eine Diskothek am Gardasee mit dem Namen Cosmic half der Musikrichtung in den 1980er Jahren zu einem großen Bekanntheitsschub. DJs der ersten Stunde waren unter vielen weiteren: Daniele Baldelli, DJ Mozart, Fabrizio Fattori, DJ Rubens, Ebreo, Yano, etc… In der Diskothek Spleen waren die Top Acts: Corrado DJ und DJ Stefan Egger. Diese mischten im Kontrast zu dem damaligen typischen Disco-Sound eher unbekannte Musiktitel aus den unterschiedlichsten Musikrichtungen so, dass ein durchgehendes Gesamtwerk im Sinne einer Komposition der klassischen Musik entstand. Entscheidend hierbei war, dass die Stücke ohne Pausen und in gleicher, angepasster Geschwindigkeit gespielt wurden.

Ein charakteristisches Merkmal für diesen Sound war der sogenannte Mickey Maus-Effekt, der durch das Pitching entsteht, wenn Songtracks unterschiedlichster Geschwindigkeit auf eine angepasst werden.
Der Österreicher Stefan Egger mischte den bisherigen Sound mit langsamen Techno/House Beats, was die Musik um einiges Massentauglicher werden ließ, und importierte die Musik nach Österreich und Deutschland. Der große Sprung nach Deutschland gelang, als – der zwischenzeitlich verstorbene – Hannes Alshut gemeinsam mit seinem Partner und Freund Stefan Egger und Rob Neureiter beschlossen, der Stilrichtung einen einprägsamen Namen zu geben: Cosmic-Music. Bis dahin sprach man immer von ‘Afro’ – was oft zu irreführenden Assoziationen führte. Nach dem Tod von Hannes Alshut 2005 übertrug er die Rechte an der Marke seinen beiden DJ´s Micky und Pedro, welche seit den 1990er Jahren für ihn unter Vertrag standen. Das Logo “Cosmic-Music” gestaltete Oli Schneider nach einer Vorgabe von Hannes Alshut und Stefan Egger zeichnete.

offizielles Logo "Cosmic Music"
offizielles Logo: Cosmic Music

Cosmic-Musik ist bis heute eine Insider-Marke im Raum Bayern (hauptsächlich  München und Augsburg), Tirol und Norditalien geblieben und wird immer noch von verschiedenen DJs auf zahlreichen Veranstaltungen in Clubs und Hallen dieser Regionen verbreitet.

Als Gegenstück zu dieser kommerziellen Ausschlachtung des Begriffes Cosmic Music und des alleinigen Spielens der Eigenproduktionen entstand 1993 AfroFunky. Diese von München aus ins Leben gerufene Veranstaltungsreihe orientierte sich am italienischen Original. Auf diesen Afro-Funky-Partys waren immer Percussionisten mit auf der Bühne. Hierbei steht meist Afro, Reggae, Balkan und Brasil Sound im Vordergrund und verzichtet weitesgehenst auf den elektronischen Einfluss des großen Bruders “Cosmic”.

Der Tanzstil von Cosmic / Afro ist durch einen charakteristischen Tanz geprägt, den man am ehesten als Ausdruckstanz bezeichnen kann. Durch den monotonen Grundbeat kommt man leicht in die hüpfende/tapsende Bewegung, welches Liebevoll als “tapsen auf den Samtpfötchen” beschrieben wird.

2015 zog sich Stefan Egger zurück, und legt nur noch sehr selten auf Partys auf. Seit dieses Zugpferd nicht mehr voll dabei ist, merkt man eine deutlich abflauende Beliebtheit. Und hier findet sich auch das Hauptproblem der Musikrichtung: Es gibt keinen Nachwuchs. Auf Partys sieht man doch immer die gleichen Menschen die genauso wie ich bereits vor 10 Jahren auf diese Musik abgegangen sind. Jüngeres Publikum sucht man eher vergebens. Und so denke ich, wird diese Musik Stück für Stück aussterben oder ein absolutes Nieschendasein Fristen – mehr noch als jetzt schon! Vielleicht mag es auch daran liegen, dass man diese Musik eben nicht mit einem oder zwei Titel beschreiben kann und sich viele nach einem Lied wieder umdrehen und sagen: “Danke, mir reichts.” Der etwas gewöhnungsbedürftige Tanzstil mag ein weiterer Grund sein, warum Aussenstehende gerne nur ein Lächeln übrig haben.

Mich hat diese Musik seit meiner frühen Jugend begleitet. Meine absolute Party-Zeit verbrachte ich ebenfalls mit dieser Musik. Teilweise fuhren wir stundenlang über verschneite Straßen nach Österreich, nur um wenige Stunden auf einer Party feiern zu können – und nur weil im Raum Augsburg gerade nichts los war. 😉 Ich werde diese Zeit nie vergessen! Das waren allesamt sehr schöne Jahre mit vielen aufregenden Erlebnissen. Ein Highlight war bis zum Jahr 2014 das “Afro Meeting” in der Olympia Halle in Innsbruck. Inmitten der Berge ein 2 Tages-Festival – naja, Festival ist vielleicht zu groß ausgedrückt – aber es gab einen Campingplatz und alles was zu einem Festival eben so dazugehört. Dieser Termin war immer heilig! Auch die legendären Parkplatzpartys – unvergessen!

Ebenso Kult ist die jährliche Cosmic Party im M1 in Aichach am 05.01.: Heilig3Cosmic. Auch wenn man bei Cosmic nicht wirklich von Mainstream und Unterground reden kann, so muss ich trotzdem gestehen, dass ich seit Jahren auch zu dieser Gruppe gehöre, die lieber den Afro/Funky Style hört. Dieser Style ist ehrlicher und orientiert sich nicht an den klassischen Mainstream-Musikrichtungen der heutigen Zeit. Zu diesem Sound waren die Partys Bambahia Beach Festival  im “Gestrandet” in Augsburg immer ein kleines Highlight! Sandboden, Cocktails, karibische Klänge, Trommeln und Jembes – einfach herrlich! Auch die Remember-Partys auf denen nur OldSchool Cosmic – heißt im langsameren Tempo der Anfangsjahre – auf Schallplatten gespielt werden, sind für mich eine andere Liga und jedesmal aufs Neue sehr empfehlenswert! Prägend für meine Augsburger Cosmic Zeit waren unter anderem: Stefan Egger und DJ Ben – zuletzt auch DJ Sono. Besonders “kultig” fand ich immer die Fun-Projekte von DJ Ben, wenn er mal wieder seine 90er Hits auf Cosmic runter trimmte und die Leute auf alte Partykracher in neuem Gewand abgingen. Darunter unter Anderem: Catch You, Hardcore Vibes und Silver Surfer. Auch die ruhigeren Oldschool und “Schwabenstampf” Mixe waren eine Nummer für sich!

So, und für alle die Cosmic / Afro nicht kennen, und mich wieder fragen wollen, was denn das sein soll… hier ein weiterer Versuch der Aufklärung.
Dieser Mix ist von einem Kumpel: DJ Sono. Der Mix geht > 5 Std. – da kann man auch schonmal ein 10-minütiges Intro spielen 😉 In diesem Mix werden ziemlich viele Elemente von Cosmic mit eingebracht und man bekommt einen guten Überblick. Und ja, eine gehörige Portion Humor ist auch vorhanden 😉 Richtig zum abspacken sind dann die letzten beiden Tracks!

…und weil es sonst zu lange zum laden braucht – in 4 Teile aufgesplittet:

“paco kaj muziko” – Cosmic Mix von DJ Sono – Part1

“paco kaj muziko” – Cosmic Mix von DJ Sono – Part2

“paco kaj muziko” – Cosmic Mix von DJ Sono – Part3

“paco kaj muziko” – Cosmic Mix von DJ Sono – Part4

(Ursprünge, Namen und Daten aus wikipedia.org)
2 Kommentare
  • Daniela 5th Oktober 2018 um 9:49 pm

    Hallo vagabunt

    ich bin auf eine Seite gestoßen, weil ich nach Cosmic Music recherchiert hatte… ein klasse informativer Artikel und wirklich interessant wie sich Cosmic entwickelt hat und in einigen Gegenden verbreitet hat.

    Weißt du ein Video oder anderes Anschauuungsmaterial/Beschreibungen, wo ich den tapsenden Tanzstil von Cosmic genauer sehen kann? Ich konnte es mir anhand deiner Schilderung nicht wirklich vorstellen. Das wäre super!

    Viele Grüße!

    • michael 13th Oktober 2018 um 10:39 pm

      Moin Daniela,
      als ich diesen Beitrag erstellt habe, war ich selbst auf der Suche nach einem Video. Aber leider habe ich kein entsprechendes gefunden. Auf youtube gibt es einige Videos von größeren Partys (z.B. Afro Meeting) – dort sieht man immer mal wieder kleiner Ausschnitte. Wenn nicht: einfach mal auf eine Cosmic-Party gehen! 😉

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