Ich behaupte folgendes: so ziemlich jeder hier in Deutschland wird diesen kleinen Würfel schonmal in der Hand gehalten und ein bisschen damit rumgespielt haben. Ein kniffliges Rätsel welches klein und handlich ist und auf eine besondere Weise fasziniert. Egal ob klein oder groß – das Drehen der einzelnen Seiten mit meist anschließender Verzweiflung macht einfach Laune. Ob die Frage, aus wie vielen einzelnen Steinen ein gewöhnlicher Zauberwürfel besteht, würdig ist, eine Millionenfrage bei Wer wird Millionär zu sein, darf allerdings sehr stark bezweifelt werden. Meiner Meinung natürlich nicht! Und mit ein bisschen ruhigem Überlegen und einfachem Zählen wäre jeder darauf gekommen. Die Frage wäre vielleicht eine 32ooo€ Frage gewesen, aber definitiv keine Millionenfrage. Woher kommt dieser Würfel eigentlich?
„Einfach und doch anspruchsvoll; statisch, aber auch dynamisch; leicht zu verstehen, doch schwierig zu lösen.“
So beschrieb Ernő Rubik seine Entwicklung.
„Der Würfel enthält viele Widersprüche. Er ist physisch, aber auch manuell lösbar; er ist taktisch und dennoch ein Objekt. Der Würfel sieht unschuldig aus, fast kindisch. Um ihn zu lösen, muss man aber Ordnung ins Chaos bringen, und das ist gleichzeitig einfach und komplex. Der Zauberwürfel stellt eine einfache Frage – die Schwierigkeit liegt in der Antwort.“
Und mit diesem Satz bezeichnet er perfekt die Faszination die diesen Würfel ausmacht.
Ernő Rubik, ein ungarischen Bauingenieur und Architekt entwickelte diesen Würfel um mit einem dreidimensionalen Geduldsspiel seinen Studenten eine Möglichkeit geben wollte, ihr räumliches Denkvermögen zu trainieren. Der Würfel löste Anfang der 80er Jahre einen großen Boom aus. In den 90er Jahren flammte nochmals eine große Begeisterung auf. Bis heute ist der Zauberwürfel ca. 300 Millionen (!) Mal verkauft worden. Beim Speedcubing, also dem Lösen auf Zeit, kommt es darüber hinaus aber auch auf Fingerfertigkeit und das Verinnerlichen einer hohen Anzahl von vorgefertigten Zugfolgen an. Im Speedcubing werden Landes-, Kontinental- und Weltmeisterschaften ausgetragen. Der aktuelle Weltrekord für einen 3×3×3-Würfel, aufgestellt während des River Hill Fall 2015 vom Amerikaner Lucas Etter, liegt bei 4,90 Sekunden.
Eine andere bekannte Disziplin ist das sogenannte Blindfold Cubing. Dabei prägt man sich zunächst den verdrehten Zauberwürfel ein und löst ihn dann mit verbundenen Augen, ohne ihn ein weiteres Mal zu sehen. Der aktuelle Weltrekord im Blindfold Cubing liegt bei 21,05 Sekunden, aufgestellt vom Chinesen Kaijun Lin bei den chinesischen Meisterschaften 2015. Hierin sind sowohl die Einprägzeit als auch die Lösungszeit enthalten.
Neben dem klassischen 3×3 Würfel gibt es weitere Varianten die bis zu einem 7×7 Würfel reichen.
Ich selbst habe mich in meiner Jugend schon einige Zeit mit diesem Würfel beschäftigt. Er hat mich einfach fasziniert. Die Idee dahinter, der Aufbau des Würfels und die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten beeindrucken mich auch heute noch. Das nahm ich mir zum Anlass, viele Jahre später mich nochmals intensiv mit dem Würfel zu beschäftigen. Und siehe da, mit der sogenannten Anfängermethode (ok, ein bisschen abgewandelt!) und ein bisschen Übung, schaffe ich es meist innerhalb 2 Minuten den Würfel zusammenzubauen. Je nach Aufbau und Zufall (es kommt ja doch mal vor, dass einzelne Schritte durch glückliche Positionen der Steine ausgelassen werden können) kann es auch deutlich unter 2 Minuten sein. Für eine noch schnellere Lösung fehlt es mir jedoch schlicht an Fingerfertigkeiten. Die sogenannte Anfängermethode wird auch als „Layer by Layer“-Methode bezeichnet, welches nichts anderes bedeutet den Würfel Ebene für Ebene zu lösen.
Es gibt unzählige Internetseiten und YoutubeVideos die sich mit dem Würfel beschäftigen und spezielle Lösungsnotationen auf Ihre Art und Weise präsentieren. Ich hab mich an einer Seite und einem Youtube Video orientiert, und diese miteinander verknüpft.
Da es bereits viele gute und detailierte Anleitungen im Internet gibt, gebe ich hier nur einen groben Umriss wie die einzelnen Schritte ausgeführt werden müssen und spare mir grafische Erläuterungen 😉
Grundsätzliches:
- wir betrachten den Würfel in 3 Ebenen welche jeweils für eine der 3 Reihen steht.
- Es gibt 3 Arten von Steinen:
- Mittelsteine: haben nur eine Seite, können in ihrer Position nicht geändert werden, geben dadurch die Farbe der jeweiligen Seite vor.
- Kantensteine: besitzen 2 Seiten
- Ecksteine: besitzen 3 Seiten
die unterste Ebene wird als Transportebene betrachtet. Würde ich Steine in der oberen Ebene drehen oder verändern, würde ich den Würfel zerstören. Drehe ich diesen Stein nun mit 2x 90° Drehung in die untere Ebene, kann ich diesen neu Positionieren und mit 2x 90° Drehung wieder in die oberste Ebene befördern.- in den gängigen Anleitungen werden immer identische Beschreibungen der Schritte verwendet:
- R – right face
- L – left face
- U – up face
- D – down face
- F – front Face
- B – back Face
- Die Notationen geben vor, in welche Richtung die jeweilige Reihe gedreht werden muss. Wenn ich den Würfel vor mir halte, dann bedeutet „R“, ich drehe mit der rechten Hand die rechte Seite des Würfels im Uhrzeigersinn nach hinten – also von mir weg.
- Zu jeder Notation gibt es auch eine entgegengesetzte Richtung. Dieses wird mit einem nachfolgenden „i“ für inverted gekennzeichnet. In unserem Beispiel „Ri“ drehe ich nun mit der rechten Hand die rechte Seite des Würfels um eine 90° Drehung zu mir.
1. Ebene:
- weißer Mittelstein schaut nach oben
- wir bilden ein weißes Kreuz
- wir schauen nach dem Kantenstein der die Farbe weiß und die Farbe des zu uns zeigenden Mittelsteins besitzt. Diesen positionieren wir unterhalb der gewünschten Position und drehen in nach oben. Entweder die Farben passen bereits, oder sind genau verkehrt herum. Mit folgender Notation bringen wir den Stein in die gewünschte Ausrichtung: Fi U Li Ui. Diesen Schritt wiederholen wir für alle 4 Kantensteine. Danach haben wir bereits ein weißes Kreuz.
- Nun müssen die jeweiligen Ecksteine mit einem weißen Feld angeordnet werden. Hier schauen wir wieder nach einem Eckstein der alle 3 erforderlichen Farben besitzt und positionieren dieser wieder unterhalb der gewünschten Position. Der Würfel wird dabei immer so in der Hand gehalten, dass wir unsere Steine immer auf der rechten Seite halten. Wir führen Ri Di R D solange aus, bis der ausgewählte Stein in gewünschter Position gebracht wurde. Wenn alles richtig ausgeführt wurde, haben wir bereits die erste Ebene gelöst: eine weiße Fläche.
2. Ebene:
- der Würfel wird umgedreht, so dass die gelbe Seite nach oben zeigt
- wir wollen nun die seitlichen Kantensteine der 2. Ebene in korrekte Position bringen und bedienen uns an der ersten Ebene.
- wichtig: Steine die gelb enthalten, werden nicht berücksichtigt!
- Wir suchen uns einen Kantenstein der kein gelb enthält, drehen in so, dass er mit der Vorderseite zu dem zu uns gewandtem Mittelstein zusammenpasst. Dann prüfen wir beide Seiten und überlegen ob der nun oben liegende Kantenstein nach links oder rechts einen Schritt nach unten befördert werden muss.
- links: Ui Li U L U F Ui Fi
- rechts: U R Ui Ri Ui Fi U F
- haben wir alle Kantensteine in die gewünschte Ebene gebracht ist die 2. Ebene gelöst.
3. Ebene:
- Ziel: eine gelbe Fläche
- gelbe Seite schaut nach oben
- wir benötigen eine gelbe Linie, die wenn vorhanden quer zu uns gehalten werden muss.
- ist noch keine gelbe Linie vorhanden führen wir folgenden Bewegungen aus: F R U Ri Ui Fi
- nun kommt einer der schwierigsten Schritte. Ist eine gelbe Linie vorhanden führen wir weiterhin die letzte Notation aus, bis die Fläche komplett gelb ist, ein gelbes Kreuz zu erkennen ist, oder auf der gelben Fläche ein Fisch zu erkennen ist. Sehen wir einen Fisch, muss dieser so gedreht werden, dass sein Kopf entweder nach unten links oder rechts zeigt. Hierbei ist immer(!) ein Eckstein dabei der mit der gelben Seite nach vorne zu uns zeigt. Die linke oder rechte Position dieses Steins gibt die Notation vor die wir Anwenden.
- gelbes Kreuz oder Fisch mit Eckstein rechts der gelb zu uns zeigt: R U Ri U R U U Ri
- Fisch mit Eckstein links der gelb zu uns zeigt: Li Ui L Ui Li Ui Ui L
- evtl. müssen oben genannte Schritte wiederholt werden bis das gewünschte Ergebnis vorhanden ist.
- Nach diesem Schritt sollten wir nun eine gelbe Fläche besitzen!
- Ziel: Kantensteine richtig positionieren
- wir betrachten den Würfel und drehen die oberste Ebene so, dass wenn möglich nur ein Kantenstein richtig angeordnet ist. Einer passt immer! Sollten mehrere Kantensteine bereits passen müssen die nächsten Schritte mehrmals ausgeführt werden. (Wenn natürlich bereits alle Kantensteine passen gehen wir weiter zum nächsten Schritt.) Der bereits passende Kantenstein muss zu uns schauen. Danach führen wir folgende Schritte aus: Ri U Ri Ui Ri Ui Ri U R U Ri Ri (hierbei werden alle Kantensteine, bis auf diesen der zu uns zeigt, im Uhrzeigersinn gewechselt.)
- Ziel: Ecksteine richtig anordnen
- Achtung: bei diesem Schritt wird der Würfel während der Drehungen nochmals komplett auseinander gerissen. Man sollte sich davon nicht beirren lassen. Am Ende der Abfolge ist wieder alles in Ordnung 😉
- wir drehen die gelbe Seite nach vorne, so das gelb zu uns zeigt.
- wir suchen den Eckstein der bereits richtig angeordnet ist, (einer passt immer!) und drehen den Würfel so, dass der passende Eckstein oben links sitzt.
- dann führen wir folgende Schritte solange aus, bis alle Ecksteine richtig angeordnet sind: R Ui R Di Di Ri U R Di Di R R
Wenn alles richtig ausgeführt wurde ist der Würfel gelöst! 🙂
Hinterlasse eine Antwort