tja, wo fange ich eigentlich an?
Lange ist es her. Es muss 2013 gewesen sein, da festigten sich nach monatelangen Überlegungen die Gedanken, mir ein größeres, richtig `unvernünftiges` Tattoo in Farbe stechen zu lassen. Das Motiv und meine Gedanken dazu standen fest. Es sollte ein schwarzer Panther und ein Rubik Cube werden. Rubik Cube: weil ich die kleinen Dinger so liebe. Die Entstehungsgeschichte, die mathematischen Zusammenhänge und die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten. schwarzer Panter: weil Leoparden meine Lieblingstiere sind (ein schwarzer Panther ist ja nichts anderes als ein Leopard oder Jaguar mit Gen-Mutation. Jaaaa! wusstet ihr das?! 😉 ) Seit kleines Kind faszinieren mich diese Tiere. Zudem passt ein Leopard zu meinem Erscheinungsbild besser als ein Löwe oder Tiger. Leoparden bewegen sich so schön anmutend und flink 😉 Die Idee dahinter sollte folgendes sein: ein dunkles Motiv in Verbindung mit etwas knallbuntem! Ja, das wäre was! 😉 Also ab zum Künstler meines Vertrauens (bei dem ich bereits schon einmal war) um mit Ihm meine Pläne durchzusprechen.
Meine Pläne wurden allerdings schnell zerstört nachdem Bene mir erzählte das alle meine mitgebrachten Beispielbilder vom schwarzen Panther nicht funktionieren würden, da das nicht gut realisierbar wäre. Ein schwarzes Motiv benötigt einen Hintergrund, sonst wirkt es später auf der Haut einfach nur als schwarzer Fleck. Und soooovviel Platz gibt meine Wade nicht her 😉 Daraufhin wurde ein erster Termin vereinbart um gemeinsam in Ruhe das Motiv vorzubereiten und an diesem Tag gleich mit dem stechen zu beginnen. Wartezeit für solche Projekte beim Bene: mind. 6 Monate! Uff. ok, die Vorfreude musste es richten…
Im April 2014 war ich dann bei Bene im Studio22. Wir grübelten und wägten ab, suchten nach einer passender Vorlage als Orientierung. Es vergingen bestimmt 2-3 Stunden. Kein schwarzer Panther – ein normaler Leopard! Auf Grund akuter Verplantheit von Bene (jaaaa!) kam es dann aber nicht mehr zum Stechen. Ich musste mich erneut mit einem neuen Termin vertrösten. Seit diesem Tag, versuchte mich Bene immer zu überreden, dass ich mit Ihm auf eine Tattoomesse gehene soll und er das Tattoo dort dann in einem Anlauf stechen will. Ich fühlte mich schon ein bisschen geschmeichelt, das gebe ich zu, aber nein! 8 Std. oder mehr, am Stück! Never Ever! Ich meine, auf so einer Messe kann man nicht mal eben sagen: „so, mir reichts – danke bis hierhin.“ Man würde mit solch einer Aktion dem Künstler die Chance auf einen Preis nehmen.
Ca. 3 Monate später, eine Woche vor meinem Termin kam es zu einem folgenschweren Missverständnis (wie sich erst später herausstellte!) zwischen uns. Am eigentlichen Termin war ich in der Arbeit, als ein Anruf von Bene kam. „Es ist 10.30 Uhr – wo ich denn bleibe?!“ Haha, alles klar. Eine rießen Entschuldigung meinerseits und tags darauf fuhr ich nochmals zu ihm um diesmal entgültige Termine auszumachen. Der 23.12.2014 sollte der erste Termin sein. Und wieder warten… mit Vorfreude! 😉
Meine damalige Freundin war nicht wirklich begeistert von meinem Vorhaben. Das Motiv und die Stelle, usw… Wenn ich das Projekt nicht schon so lange vorgehabt hätte, bevor ich mit Ihr zusammen gekommen bin, wäre es etwas anderes gewesen. Vielleicht hätte ich dann nochmal mir reden lassen. Aber es war weit vor Ihrer Zeit geplant, und somit gab es keinen Weg zurück.
Und da war er. Der 23.12. – ein Tag vor Weihnachten. Ziemlich aufgeregt fuhr ich zu Bene. Ausgerüstet mit bequemer Hose, mp3-Player, Eistee und Traubenzucker. Wir bereiteten das Tattoo vor. Das negativ wurde auf die Wade positioniert und ab ging die Post! 😉 surrrrr, surrrrr, surrrrr… Es ging voran. Ich hatte Bene bereits zuvor angekündigt, das ich ein relativ unruhiger Zeitgenosse bin und Angst davor habe mich evtl. unglücklich zu bewegen. Ich lag zwar total verkümmert, auf der Seite liegend (ähnlich der stabilen Seitenlage) auf dem Tatoostuhl, aber im Großen und Ganzen lief alles völlig problemlos.
Viele Menschen erzählten mir das die Wade extrem schmerzhaft sein kann… ich bekam davon aber relativ wenig mit. Mir ging es eher um das Geräusch. Das nervt und lässt in mir immer ein flaues Gefühl aufkommen 😉 Nach einigen kleinen Pausen, viel Spaß im gesamten Studio, war es nach ca. 3,5 Std. geschafft. Für heute! Ich muss sagen, mir reichte es dann doch. Nach ca. 2 Std. spürt man merklich mehr als in den ersten zehn Minuten. Das Tattoo wurde eingecremt und auf die `altmodische Art` mit Folie umwickelt. Die nächste Party sollte im März steigen! Der Leopard muss in einem Ruck gestochen werden.
Tags darauf wurde das Tattoo mit meiner Nachbarin begutachtet. Sehr schön! „Knallige Farben – so soll es sein“ dachte ich mir. An einzelnen Stellen hat meine Haut wohl keine Farbe angenommen – aber das ist alles zu regeln. Zum Leidwesen meiner Freundin hütete ich das Tattoo wie mein Augapfel. Gerade beim Liegen passte ich darauf auf, mich nicht direkt auf das Tattoo zu legen.
Die Wartezeit zum nächsten Termin war wieder etwas länger… Mitte April. Diesmal war ich noch mehr aufgeregt, da ich wusste: dieses Mal wird es länger dauern. Wie immer super entspannte Athomsphäre im Studio. Neben mir waren noch zwei weitere Kunden im Studio die jeweils ein Tattoo vom Azubi und von einem Gasttättowierer (was für ein komisches Wort^^) bekamen. Allgemein herrscht bei Bene ein reger Verkehr. Es kommen Bekannte, Freunde oder neue Kunden vorbei – ohne jedoch die Konzentration der Tättowierer zu beeinflussen. Und es hat noch einen guten Nebeneffekt: man selbst ist abgelenkt! Surrrr, surrrrr, surrrr… Anfangs war wirklich alles im grünen Bereich. Aber nach ca. 4 Std. ziepte es schon arg! Fuck! Kein Wunder. Ein Bereich von vielleicht 20×15 cm wird stundenlang mit Nadeln bearbeitet. Nach ca. 5,5 Std. hatte ich es geschafft. Es war vollbracht 🙂
Dieses Mal bekam ich nach dem eincremen keine gewöhnliche Folie. Stattdessen wurden feste Folien aufgeklebt. Dies ist eine neue Anwendung in der Tattooverheilung und wird hauptsächlich bei großflächigen und aufwendigen Tattoos verwendet. Im ersten Moment ziemlich ungewöhnlich da man ja bisher etwas anderes gewohnt war. Durch die Versiegelung wird eine schnellere Wundheilung erzeugt. Ich muss sagen: sehr praktisch! Man kann sich unbeschwerter bewegen, muss nicht immer auf die Hose aufpassen, und gerade nachts kann man sich drehen und wenden wie man will 😉 Einzig die Siffe oder Wundsekret das sich bildet, sollte man an einer Stelle immer wieder ablassen. Die nächsten 3-4 Tage kam ich mir vor allem beim Treppenlaufen ziemlich alt vor. Die Wade spannte bei jedem Schritt und es war teilweise doch recht schmerzhaft. Am zweiten Tag fühlte sich die Wade doppelt so groß an. Muss wohl mit einer Schwellung und der Schutzreaktion des Körpers zu tun haben. Nach über einer Woche spannt die Folie auch extrem und es bilden sich Falten. Man will das Teil einfach nur noch los haben.
Nach ca. 10 Tagen wurde es dann auch abgenommen. Welch ein befreiendes Gefühl! Ich hatte das Gefühl, direkt über meine Wade atmen zu können 😉 Auf der Folie war ein ziemlich guter Abdruck des Tattoos zu erkennen. Nachdem das Tattoo ohne Folie zu sehen war und mittlerweile einige Tage vergangen waren sah man imner mehr Feinheiten des Tattoos ans Licht gekommen, die dieser Leopard beinhaltet. Die Details der Augen und die dünnen Härchen waren direkt nach dem Stechen nicht sichtbar.
Mitte Mai war ich ein letztes Mal bei Bene um die obere Umrahmung stechen zu lassen und farblose Stellen nochmals nachzustechen. Das ging aber alles recht fix. Innerhalb einer Stunde war ich fertig.
Was soll ich sagen! Nach 2 Jahren Wartezeit und ca. 10 Std. Malträtierung meiner seitlichen Wade habe ich endlich mein Tattoo. Ich liebe es! Vor allem über den Sommer wird es immer schön gepflegt. Sobald ich am See liege wird mein Tattoo eingecremt. Immerhin ein Bereich meines Körpers der vor Sonne geschützt ist 😉
Ich kann jedem nur raten, wer ein größeres Tattoo haben will, sollte sich vorher folgendes überlegen:
- Motiv: Das sollte gut überlegt sein. Lieber nochmals ein paar Wochen / Monate warten und sich dann absolut sicher sein. In meinem Fall war die Sache klar. Ich bin absoluter Fan vom Rubik Cube und absoluter Fan von Leoparden.
- Stelle: Bei mir sind keine meiner Tattoos auf den ersten Blick sichtbar. Auch wenn ich für tolerante Arbeitgeber plädiere – soweit ist die Zeit leider noch nicht! Und was viele vergessen: man kann sich evtl. am eigenen Tattoo `satt sehen` wenn man es selbst täglich sieht.
- Künstler: Man sollte sich schon ein bisschen über seine Arbeiten und sein Studio informieren. Und wenn keine Sympathie vorhanden ist, stelle ich mir das gegenseitige Vertrauen ebenfalls schwer vor.
Ein rießen Dankeschön an Bene Bader und seinem Studio 22.

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